Sonntag, 29. Dezember 2013

Mama geht weg



Nein, nicht weg, nur aus. 
Aber das ist ja wie weg…zumindest in den Augen der Kinder. Geschrei, Palaver, erschrockende Gesichter und kreischende „NEIIIN“ – Rufe und das alles wenn Mama  erwähnt „ich könnte mal wieder abends mit Freunden was essen gehen“.

Warum ist das so? Warum wird an diesem besagten Abend auch immer irgendein Kind krank? Alles ist in bester Ordnung, bis Mama die schlimmen Worte sagt: „Heute Abend geht die Mama aus.“  Boing. Schlagartig wechseln die Kinder die Farbe und dem Jüngsten fällt das Abendessen aus dem Gesicht.
Ich weiss noch nicht, ob ich es als Kompliment auffassen soll oder einfach als „hinterlistigen Versuch der Kinder, die Mutter zu manipulieren“ wie so manche schlauen Ratgeber formulieren.

Nein, ich glaube, die Lösung liegt dazwischen. Bei drei Kindern ist es schwierig, jedem Kind seine gewünschte Aufmerksamkeit zu schenken. Abends im Bett ist das anders. Da lege ich mich zu den Grossen  ins Bett und kuschele ausgiebig. Wir sprechen über den Tag und was uns bewegt hat. Reine Qualitätszeit, wie man so schön sagt. Das gibt natürlich keiner so einfach auf.
Und der Kleine…ja, der wird ja noch gestillt, am liebsten in den Schlaf. Was soll er dann auch mit Herbert anfangen. Nein, da hilft nur Mama…

Ja, und Mama? Die sitzt mal wieder abends zuhause rum und weiss nicht, ob sie es aus Pflichtgefühl tut oder zum Zwecke der Selbstgeisselung wie Herbert es gerne nennt. Naja, noch zwei Jahre, dann ist Mausemann drei und die Welt wird abends wieder entspannt sein.

Man kann sich ja auch zum Frühstück treffen, oder?

Dienstag, 26. November 2013

Zeit

Es ist Samstag.  
Herbert ist zuhause und frühstückt mit den Kindern. Ich verkrümele mich mit den Worten: „Ich gehe mal duschen!“ Endlich…Zeit….nur für mich. 

Ich gehe ins Bad, ziehe mich aus, lege die Kleider auf den Wickeltisch, stell die Dusche an und warte, bis das Wasser etwas wärmer wird. Ich freue mich. Ich fühle nochmal das Wasser, endlich warm. Ich schlüpfe hinein und lasse die warmen Wassertropfen auf meinen Kopf prasseln. Ich schliesse die Augen und geniesse die Wärme.
Wir haben einen Raindrop-Dusche, die das Wasser wie Regentropfen auf mich fallen lässt. Es fühlt sich einfach toll an. Ich mag mich garnicht mehr bewegen, einfach nur unter dem Wasser stehen und geniessen.

Plötzlich geht die Tür auf und reisst mich aus meinen Träumen. Ich öffne die Augen. Prinzessin kommt reingeschneit...“Ich muss mal aufs Klo. Unten ist besetzt“. Ich schliesse die Augen wieder und versuche, die Dusche weiter zu geniessen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Kind mir beim Duschen zuschaut. 
„Mamaaaa, was machst Du da?“….Ich rühre mich nicht.
„Mamaaaaaaa, weisst Du welches Lied mein absolutes Lieblingslied ist?"
Ich rühre mich immer noch nicht. Ich merke, wie sie mich erwartungsvoll anschaut. Dann singt sie einfach los. Ich neige den Kopf etwas nach hinten, damit das Wasser meine Ohren umspült und so die Geräusche etwas dämpft. Sie hört auf.
„Mamaaaa…“ Dann erzählt sie mir noch irgendetwas über Frisuren und Spängchen ihrer Freundinnen und was sie nachher anziehen möchte. Ich gebe auf. Stelle den Hahn ab, seife mich ein, dusche mich ab und angele nach dem Handtuch.
Sie strahlt mich an. „Mama, bist Du jetzt fertig?“             

Ich schaue ihr in die Augen und ein warmes Gefühl überkommt mich. Ich nehme sie in den Arm und drücke ihr einen dicken Schmatzer auf die Backe. „Ja, mein Schatz“.


Freitag, 11. Oktober 2013

Tyrannei und andere Kinderspielchen




Also, ich muss jetzt mal was los werden. 
Ich lese ja oft und gerne Mütter-Blogs. Was mir momentan aber häufig entgegen strahlt, ist ein Trend der Kindererziehung, der mich zum Stirnrunzeln bringt.

Eine Mutter beschreibt in ihrem Blog beispielsweise eine Einkaufssituation. Da findet sie sich –warum auch immer – auf einem Fussboden wieder (ausgerutscht? Erziehungsstrategie?) während ihr jüngerer Sohn nach Tomaten schreit. Gleichzeitig schämt sich ihr vierjährigerer erster Sohn für ihr Verhalten. Dann geht es weiter zur Wursttheke, wo besagter Quäker an der Glasscheibe trommelnd nach Wurst schreit. Sie ignoriert ihn.
Dann lese ich die Kommentare mit „Haha, das könnte von uns sein.“ Oder „Ja, das kenne ich“ und ich denke mir, bin ich die Einzige, die das befremdlich findet? Was ist denn so toll und lustig daran, sich von Kindern derart tyrannisieren zu lassen? 

Oberstes Ziel der Erziehung sollte doch sein: auf das Leben vorbereiten. Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft.  Und in einer Gesellschaft herrschen Regeln. Punkt. Die sollte man kennen. Punkt.

Das hört sich jetzt ziemlich streng an, ist es aber garnicht. Im Grunde geht es einfach mit Kommunikation. An der richtigen Stelle die richtigen Wörter sagen.

Einkaufssituationen sind da ja immer ein beliebter Ort für besagte Kinderspielchen. Wir Erwachsene können uns selbst sehr gut regulieren (zumindest die meisten) und auch NEIN zu unseren Wünschen sagen. Bei Kindern klappt das leider nicht. Am einfachsten zu sehen ist dieses Phänomen, wenn man ihnen den neuesten Jako-o Katalog in die Hände drückt, aus dem sie sich fünf Sachen fürs Christkind aussuchen können. „Bitte mit Bleistift ankreuzen“. Nach spätestens 5 Minuten kommt der Ruf: „Maaamaaa, wo ist denn der Spitzer?“
Und im Laden geht es den Kids nicht anders. Überall lauern sie… die Verlockungen in Form von Barbiepuppen, glibberigen Ferdi Fuchs- Würstchen oder dem allseits bekannten Ü-Ei.

Aber wie reagiert man am besten, wenn zum zehnten Mal der Schrei nach „Maaamaaa, kann ich das BITTE haben, BITTE BITTE?“

Bei uns funktioniert das so: ich spreche mit den Kindern, was wir vorhaben. Beispiel: Einkaufen.
Ich erzähle Ihnen was wir benötigen und jedes Kind merkt sich zwei bis drei Sachen, die es im Laden dann suchen und nehmen darf. Das macht den Kindern irre viel Spaß und sie sind nicht an den Wagen und die Mama gefesselt. Hier würden sie sich eher langweilen und zu streiten beginnen.

Gleichzeitig sage ich Ihnen, ob sie sich ein kleines Extra aussuchen dürfen, in Form von einem Malblock, Zeitschrift, Schokolade, Kaugummi o.ä.. 

Im Laden selbst zerre ich die Kinder nicht immer direkt weiter sondern schaue mit ihnen auch nach den Dingen, die sie interessieren. Gerade, wenn sie sich an dem Tag nichts aussuchen dürfen. Nimmt man sich nämlich einmal die Zeit für das Buch oder die Puppe, die das Kind einem zeigt, ist der „Haben-will“-Faktor garnicht mehr so groß.  Und ganz ehrlich…DIE 15 Sekunden, die das ganze an Mehr-Aufwand bedeutet, hat man doch immer übrig. Dann gibt es vielleicht das Essen ein paar Minuten später.
Wenn man sich interessiert, Zeit investiert und viel auf gleicher Ebene kommuniziert, entstehen diese „Spielchen“ garnicht, so meine Erfahrung. 

Sagt sogar Herbert.

Sonntag, 25. August 2013

Wie gut, dass es Omis und Opis gibt

Gerade habe ich einen Artikel gelesen, der besagt, wie toll es doch ist, Opis und Omis zu haben. Berufstätige Mütter können entspannt der Arbeit nachgehen und die Kinder werden fröhlich von Spielplatz zu Streichelzoo geführt. Von Synergieeffekten ist die Rede und wie viel doch alle Parteien voneinander profitieren. Omis und Opis sind einfach toll. Sie können Geschichten von Mama und Papa erzählen, die sie sonst nicht hören würden und sie blättern gemeinsam in alten Fotoalben. Sie sind ruhiger und entspannter, nehmen sich mehr Zeit und freuen sich darauf, ihre Enkelchen zu betreuen. Untermalt wird das ganze noch mit einem tollen Foto von Omi und Opi in der Natur, alle lachen sie, spielen "Engelchen flieg" mit ihrem Enkel. Hach, was ein schöner Artikel. Da wird man doch gleich sentimental.

Voller Euphorie hab ich dann mal gleich meine Mama angerufen und sie gefragt, ob sie denn kurz Zeit hätte, ich käme dann mal mit ihren drei Enkeln vorbei.
In meinem Kopf spielte sich schon ab, wie wir alle gemeinsam lachen und spielen, die Kinder mit Eis verwöhnt werden und die Oma sich freut, endlich ihre Enkelchen wieder zu sehen.
Sie: "Ach Hallo...ja...das passt mir aber gerade nicht, ich bin gerade in der Stadt....Wie? Nein, heute nicht mehr. Morgen? Ach nein, da habe ich einen Zahnarzttermin. Überhaupt ist die ganze Woche ziemlich zu. Was ich Dir aber noch sagen wollte, die Motte hat mir die Stuhlhusse mit Schokoladeneis versaut, das muss in die Reinigung. Das kannst Du ja mit Deiner Haftpflichtversicherung abrechnen, gell Schatzi? Tschüüüß dann!"

Hmpf.

Nächster Versuch: Herberts Mutter: "Oh nein, das geht gerade nicht. Ich habe einen Termin mit Oma, dann muss ich zur Fusspflege, morgen fahren wir in ein Geschäft, um Möbel auszusuchen. Weisst Du, die Oma ist wieder ganz daneben, sie hat ganz vergessen, zu frühstücken (Oma ist dement), ich hab ihr schon tausendmal gesagt: Omma, Du musst was essen. Dann bin ich ...blablabla......So Tillie, ich muss weitermachen. Bis dann, gell? Tschüüüß"

Hmpf. Hmpf.

Traurig lese ich den Artikel wieder. Eigentlich ist er ziemlich doof!


Mittwoch, 21. August 2013

Übermuttis oder so

Ja, da bin ich nun. Mama eines Schulkindes. Einfach so. Ohne Vorwarnung. War sie nicht gestern noch ein Baby?
Was ist in der Zwischenzeit nur passiert? Ok, eigentlich weiß ich was passiert ist, aber dass es SO schnell passiert, das hätte ich nun doch nicht gedacht. Wenn ich mir recht überlege ist sie auch immer noch mein Baby, ein großes eben. Und mein Baby soll nun in die Schule. Alleine.
Tausend Fragen gehen mir durch den Kopf: Ist der Lehrer gut zu ihr? Wird ihr der Unterricht Spaß machen? Findet sie schnell Anschluss bei den Mitschülern?
Wie gerne wäre ich Mäuschen und würde den ganzen Morgen lauschen und zusehen, wie mein Baby die neue Situation meistert.
Ich weiß, wir haben gute Arbeit geleistet und sie mit viel Liebe und Zuneigung, Respekt und eigenem Kopf erzogen. Aber dennoch....sie ist ein Stück weit weg von mir und ich kann nur hoffen, dass sie mir etwas von ihrem Morgen erzählt.

Dafür gehe ich jetzt ihrem Klassenlehrer auf den Geist...der Arme. Er ist jung, SEHR jung! Seine erste erste Klasse und scheint mir auch nicht sehr einfühlsam. Er ist der Typ Mensch, den ich noch nichtmal als Praktikant angestellt hätte. Unsicher, ohne Selbstvertrauen, ohne Ausstrahlung, pessimistisch. Und das Schlimme ist, er kann noch nicht mal mit Kindern umgehen. Und dem soll ich meine Tochter anvertrauen? Mein Baby?
Es vergeht kein Tag an dem ich ihn nicht löchere und frage, wie der Unterricht gestaltet wird. Ob denn auch genug Kennenlernspiele gespielt werden - immerhin ist der Klassenzusammenhalt wichtig. Wird sie genug gefördert? - immerhin konnte sie schon vor der Schule lesen, schreiben und rechnen. Wird ihr auch nicht langweilig? Werden die Kinder mit offenem Ohr empfangen und in ihren Interessen gestärkt?

Heute habe ich die Motte von der Schule abgeholt. Auf meine tägliche Frage "Na, wie wars?" antwortete sie erneut "Langweilig!".

Na...da werd ich wohl wieder ein wenig löchern müssen...ich freue mich jetzt schon. Der Arme...
Und Onkel Herbert meint nur "immer diese Übermuttis".

Aber was weiß schon Herbert.