Freitag, 11. Oktober 2013

Tyrannei und andere Kinderspielchen




Also, ich muss jetzt mal was los werden. 
Ich lese ja oft und gerne Mütter-Blogs. Was mir momentan aber häufig entgegen strahlt, ist ein Trend der Kindererziehung, der mich zum Stirnrunzeln bringt.

Eine Mutter beschreibt in ihrem Blog beispielsweise eine Einkaufssituation. Da findet sie sich –warum auch immer – auf einem Fussboden wieder (ausgerutscht? Erziehungsstrategie?) während ihr jüngerer Sohn nach Tomaten schreit. Gleichzeitig schämt sich ihr vierjährigerer erster Sohn für ihr Verhalten. Dann geht es weiter zur Wursttheke, wo besagter Quäker an der Glasscheibe trommelnd nach Wurst schreit. Sie ignoriert ihn.
Dann lese ich die Kommentare mit „Haha, das könnte von uns sein.“ Oder „Ja, das kenne ich“ und ich denke mir, bin ich die Einzige, die das befremdlich findet? Was ist denn so toll und lustig daran, sich von Kindern derart tyrannisieren zu lassen? 

Oberstes Ziel der Erziehung sollte doch sein: auf das Leben vorbereiten. Und wir leben nun mal in einer Gesellschaft.  Und in einer Gesellschaft herrschen Regeln. Punkt. Die sollte man kennen. Punkt.

Das hört sich jetzt ziemlich streng an, ist es aber garnicht. Im Grunde geht es einfach mit Kommunikation. An der richtigen Stelle die richtigen Wörter sagen.

Einkaufssituationen sind da ja immer ein beliebter Ort für besagte Kinderspielchen. Wir Erwachsene können uns selbst sehr gut regulieren (zumindest die meisten) und auch NEIN zu unseren Wünschen sagen. Bei Kindern klappt das leider nicht. Am einfachsten zu sehen ist dieses Phänomen, wenn man ihnen den neuesten Jako-o Katalog in die Hände drückt, aus dem sie sich fünf Sachen fürs Christkind aussuchen können. „Bitte mit Bleistift ankreuzen“. Nach spätestens 5 Minuten kommt der Ruf: „Maaamaaa, wo ist denn der Spitzer?“
Und im Laden geht es den Kids nicht anders. Überall lauern sie… die Verlockungen in Form von Barbiepuppen, glibberigen Ferdi Fuchs- Würstchen oder dem allseits bekannten Ü-Ei.

Aber wie reagiert man am besten, wenn zum zehnten Mal der Schrei nach „Maaamaaa, kann ich das BITTE haben, BITTE BITTE?“

Bei uns funktioniert das so: ich spreche mit den Kindern, was wir vorhaben. Beispiel: Einkaufen.
Ich erzähle Ihnen was wir benötigen und jedes Kind merkt sich zwei bis drei Sachen, die es im Laden dann suchen und nehmen darf. Das macht den Kindern irre viel Spaß und sie sind nicht an den Wagen und die Mama gefesselt. Hier würden sie sich eher langweilen und zu streiten beginnen.

Gleichzeitig sage ich Ihnen, ob sie sich ein kleines Extra aussuchen dürfen, in Form von einem Malblock, Zeitschrift, Schokolade, Kaugummi o.ä.. 

Im Laden selbst zerre ich die Kinder nicht immer direkt weiter sondern schaue mit ihnen auch nach den Dingen, die sie interessieren. Gerade, wenn sie sich an dem Tag nichts aussuchen dürfen. Nimmt man sich nämlich einmal die Zeit für das Buch oder die Puppe, die das Kind einem zeigt, ist der „Haben-will“-Faktor garnicht mehr so groß.  Und ganz ehrlich…DIE 15 Sekunden, die das ganze an Mehr-Aufwand bedeutet, hat man doch immer übrig. Dann gibt es vielleicht das Essen ein paar Minuten später.
Wenn man sich interessiert, Zeit investiert und viel auf gleicher Ebene kommuniziert, entstehen diese „Spielchen“ garnicht, so meine Erfahrung. 

Sagt sogar Herbert.