Donnerstag, 27. Oktober 2016

Gehst Du gerne zur Schule?



Letztlich habe ich eine Sendung im Fernsehen gesehen, bei der ein 9-jähriger Junge vor Publikum atemberaubende Stunts auf seinem BMX vorführte. Man hat gleich gesehen, ein wirkliches Talent mit Begeisterung und Interesse für sein Hobby. Als er gefragt wurde ob er gerne in die Schule gehe, antwortete er (als hätten wir es geahnt): „Nein“.

Alle lachten. 

Ich nicht. 

9 Jahre, das heisst, er ist gerade mal 2-3 Jahre in der Schule, hat also noch geschätzte 9 Jahre vor sich…ohne eventuelles Studium. Und hat jetzt schon keine Lust mehr? 

Er hat in Mathe wahrscheinlich gerade die „1000er Rakete“ hinter sich und darf sich bald auf die „Millionen-Rakete“ freuen. Wiederholungen über Wiederholungen, stupide Aneinanderreihungen von Zahlen und Rechnungen. Alles ohne Charme, Esprit und Lustgefühl. In Deutsch werden zum gefühlten hundertsten Male Wörter geübt, die im normalen Sprachgebrauch kaum mehr zu finden sind. Die Kinder ächzen und stöhnen im Unterricht und auch nachher zuhause, da sie sich vor Hausaufgaben kaum retten können. „Der Ernst des Lebens“, ja, das Eintrichtern von Informationen hat noch niemandem Spaß gemacht.

Alle lachten…weil sie sich genau in den Jungen reinversetzen konnten. Schule nach Plan macht in den wenigsten Fällen Spaß. Und niemand ändert etwas daran. Stattdessen lächelt man und zuckt die Schulter à la „da muss er eben durch, ich habe das auch hinter mir.“ 

Das Schulsystem mit seinem Frontalunterricht und den starren Lehrplänen besteht in der Form gefühlt schon seit der Steinzeit. Sicherlich hat man in der Zwischenzeit erkannt, dass man etwas ändern muss, also stellt man die Tische und Stühle in Vierer- oder Sechser-Gruppen zusammen und ist stolz darauf, jetzt eine „moderne“  Schule zu haben. Modern…ja…jedoch findet weiterhin der normale Frontalunterricht statt. Dafür gehen die SchülerInnen jetzt mit Haltungsschäden aus der Schule, da sie Hals und Wirbelsäule verdrehen müssen, um die Tafel oder den/die LehrerIn sehen zu können. Individuelle Förderung? Fehlanzeige. Alle müssen und sollen den gleichen Stoff im gleichen Tempo durchnehmen. Krankheit? Pech, sitzt man eben mit Fieber und schmerzendem Kopf auf der Couch und arbeitet zuhause. Denn nach drei Fehltagen, 5 Seiten Mathe und Deutsch nachzuarbeiten, ist nicht wirklich lustig.

Dass es auch anders geht, zeigen viele Beispiele im nationalen und internationalen Bereich. Es muss ein Ruck durch die verstaubten Köpfe der Bildungsminister gehen. Mutig sein ist die Devise. 

Und wenn sich alle ein wenig mehr Mühe geben, dann wird es auch wieder schön, das Lernen!