Sonntag, 25. August 2013

Wie gut, dass es Omis und Opis gibt

Gerade habe ich einen Artikel gelesen, der besagt, wie toll es doch ist, Opis und Omis zu haben. Berufstätige Mütter können entspannt der Arbeit nachgehen und die Kinder werden fröhlich von Spielplatz zu Streichelzoo geführt. Von Synergieeffekten ist die Rede und wie viel doch alle Parteien voneinander profitieren. Omis und Opis sind einfach toll. Sie können Geschichten von Mama und Papa erzählen, die sie sonst nicht hören würden und sie blättern gemeinsam in alten Fotoalben. Sie sind ruhiger und entspannter, nehmen sich mehr Zeit und freuen sich darauf, ihre Enkelchen zu betreuen. Untermalt wird das ganze noch mit einem tollen Foto von Omi und Opi in der Natur, alle lachen sie, spielen "Engelchen flieg" mit ihrem Enkel. Hach, was ein schöner Artikel. Da wird man doch gleich sentimental.

Voller Euphorie hab ich dann mal gleich meine Mama angerufen und sie gefragt, ob sie denn kurz Zeit hätte, ich käme dann mal mit ihren drei Enkeln vorbei.
In meinem Kopf spielte sich schon ab, wie wir alle gemeinsam lachen und spielen, die Kinder mit Eis verwöhnt werden und die Oma sich freut, endlich ihre Enkelchen wieder zu sehen.
Sie: "Ach Hallo...ja...das passt mir aber gerade nicht, ich bin gerade in der Stadt....Wie? Nein, heute nicht mehr. Morgen? Ach nein, da habe ich einen Zahnarzttermin. Überhaupt ist die ganze Woche ziemlich zu. Was ich Dir aber noch sagen wollte, die Motte hat mir die Stuhlhusse mit Schokoladeneis versaut, das muss in die Reinigung. Das kannst Du ja mit Deiner Haftpflichtversicherung abrechnen, gell Schatzi? Tschüüüß dann!"

Hmpf.

Nächster Versuch: Herberts Mutter: "Oh nein, das geht gerade nicht. Ich habe einen Termin mit Oma, dann muss ich zur Fusspflege, morgen fahren wir in ein Geschäft, um Möbel auszusuchen. Weisst Du, die Oma ist wieder ganz daneben, sie hat ganz vergessen, zu frühstücken (Oma ist dement), ich hab ihr schon tausendmal gesagt: Omma, Du musst was essen. Dann bin ich ...blablabla......So Tillie, ich muss weitermachen. Bis dann, gell? Tschüüüß"

Hmpf. Hmpf.

Traurig lese ich den Artikel wieder. Eigentlich ist er ziemlich doof!


1 Kommentar:

  1. Ja so sind sie...ist man endlich mit der Schule zu Ende, hat die Ausbildung oder das Studium beendet und dann vielleicht noch einen festen Partner, ich korrigiere Herbert, gefunden, dann häufen sich zunehmend Kommentare wie "ach so ein Enkelchen, das wäre es...", "was könnten wir nicht alles mit unserem Enkel unternehmen"....und ist es dann soweit und sie hibbeln mit dir 9 Monate mit...sind sie...äh....hallo?????? - nicht da. Also nicht da zum: Kochen, Putzen, Einkaufen behilflich zu sein, sondern nur zum gutschigutschi machen und zwar dann, wenn es selbst in den ach so vollen und vor allem starren Terminkalender passt. Montags wandern, Dienstag Tennis, Mittwoch wieder wandern, Donnerstag Großeinkauf und Freitag wieder Tennis...da bleibt einfach keine Zeit mehr für Flexibilität und das ach so herbeigesehnte Enkelkind. So beschränkt sich das Treffen mit Oma und Opa auf Kaffee und Kuchen am Sonntag - der Tag an dem Mama und Papa gerne einmal etwas alleine als Neufamilie mit ihrem Kind unternehmen könnten. Aber wie heisst es so schön: alles nur eine Phase, oder?

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